Das Jakobschaf ist eine sehr alte Rasse, deren Ursprung nicht genau bekannt ist
Seinen Namen hat das Jakobschaf aus der biblischen Geschichte, wonach Jakob vor mehr als 3000 Jahren als Schafhirte arbeitete und durch geschicktes Vorgehen gescheckte und gesprenkelte Schafe züchtete (1. Mose 30, Verse 25-43).
Jakob, zweiter Sohn von Isaak und Rebekka, flieht nach einem Streit mit seinem Bruder Esau von Kanaan (das spätere Palästina) zu seinem Onkel Laban ins 1000 km entfernte Haran (im Grenzgebiet Türkei/Syrien). Dort verliebt er sich in seine wunderschöne Cousine Rahel und bittet seinen Onkel Laban, Rahel heiraten zu dürfen. Bevor dieser einwilligt, muss Jakob 7 Jahren lang ohne Lohn die Schafe von Laban hüten. Doch Jakob wird betrogen und wird zuerst mit Labans älterer Tochter Lea verheiratet. Erst dann darf er endlich Rahel heiraten, muss dafür aber weitere 7 Jahre ohne Lohn als Schafhirte für Laban arbeiten.
Nach der Geburt von Josef, dem ersten Sohn von Rahel und Jakob, bittet Jakob seinen Onkel Laban, wieder in seine Heimat zurückkehren zu dürfen. Dieser will aber nicht auf seinen tüchtigen Schafhirten verzichten, denn durch Jakobs Fleiss ist Laban ein reicher Mann geworden. So einigen sich die beiden darauf, dass Jakob fortan alle gesprenkelten und gescheckten Schafe als Lohn für sich behalten dürfe. Nach weiteren 6 Jahren hat Jakob durch geschicktes Vorgehen eine eigene grosse Herde von gefleckten und gesprenkelten Schafen gezüchtet und ist selber reich geworden. Nach 20 Jahren in der Fremde macht er sich mit seiner Familie, seinem ganzen Hab und Gut und seiner grossen Herde heimlich auf den Rückweg nach Kanaan. Viele Jahre später zog er mit seinen Schafen weiter nach Ägypten zu seinem Sohn Josef, welcher dort im Dienste des Pharaos stand und Gouverneur geworden war.
Im Laufe der Zeit sollen dann - so die Geschichte - gefleckte Schafe aus der Herde von Jakob mit Nomaden über Nordafrika nach Marokko gelangt sein und mit den Mauren nach Spanien. Von hier wurden sie im 17. und 18. Jahrhundert nach England geholt und vom britischen Landadel als Zier- und Dekorationsschaf in den Parks gehalten.
Einer anderen Geschichte zufolge sollen die ersten „spanischen“ Schafe, welche an Bord der spanischen Kriegsflotte als lebender Nahrungsvorrat mitgeführt wurden, nach der Niederlage der spanischen Armada 1588 vor der englischen Küste gestrandet und so nach England gekommen sein...
Dokumentiert sind die ersten gefleckten Schafe in England seit den 1600er Jahren und Mitte der 1700er Jahre waren sie bereits weitverbreitet. Sie wurden bekannt durch ihr auffälliges Äusseres und als beliebtes Zier- und Park-Schaf. Die minimale Selektion beruhte lediglich auf Genügsamkeit, Robustheit, Flecken und Hörner. Das Resultat waren einfache, pflegeleichte Schafe, die mehr oder weniger für sich selbst sorgen konnten und die wenig bis keine Betreuung benötigten.
In der Zeit des 1. Weltkrieges war der Bestand dieser Rasse stark geschrumpft und es wurden nur noch 50 Herden von gescheckten oder spanischen Schafen (the spanish or piebald sheep), wie sie damals genannt wurden, gezählt. Der Name Jakobschaf (Jacob’s sheep) wurde erstmals 1913 erwähnt, bei der Beschreibung der Herde von Hampton Court. Nachforschungen der damaligen Park Sheep Society ergaben, dass diese Rasse im Nahen und Mittleren Osten, in Nordafrika und auf dem europäischen Festland bereits ausgestorben war. Vereinzelt kamen nun Tiere dieser Rasse auch in Herden ausserhalb der Parks.
Nachkommen der ältesten bekannten Herde, die um 1750 nach England importiert wurde, weiden immer noch im Charlecote Park in Warwickshire. Das Jakobschaf mit seinen prächtigen Hörnern und dem auffällig gefleckten Fell wurde zum dekorativen Park-Schaf, das während Jahrhunderten zusammen mit Hirschen und anderem Wild in den riesigen Parks rund um die Schlösser und Güter des Adels weidete und so als eigenständige Rasse überlebte.
Mitte der 1960er Jahre war die Rasse in England akut gefährdet. Auf einen Aufruf von Lady Aldington meldeten sich 132 Leute, die glaubten Jakobschafe zu haben oder gehabt zu haben. 1969 wurde die Jacob Sheep Society mit 96 Mitgliedern gegründet, die insgesamt an die 2700 Tiere besassen, die der Rasse Jakobschaf zugeordnet wurden. Darunter war alles vorhanden: Hornlose und 2-hörnige Tiere und mehrhörnige Tiere mit zum Teil sehr stark nach vorne wachsenden Hörnern. Sehr grobe Wolle war genauso verbreitet wie schwarze, bewollte Köpfe und schwarze Beine und das Durchschnittsgewicht eines ausgewachsenen Muttertieres betrug kaum mehr als 40 kg – aber sie waren alle gescheckt oder gesprenkelt und somit Jakobschafe. Ziel war es nun, diese Rasse zu erhalten, weiter zu züchten und durch gezielte Selektion die Qualität langsam zu verbessern.
Durch das Definieren eines Rassestandards durch die Jacob Sheep Society für registrierte Schafe wurden nun Grösse und Exterieur der Rasse laufend angepasst und aus dem „primitiven“, feingliedrigen, ziegenähnlichen Zier- und Park-Schaf wurde das kräftige, kommerzielle Jakobschaf wie es heute in Grossbritannien gezüchtet wird. Heute sind bei Jacob Sheep Society an die 8000 Zuchttiere registriert und jährlich werden rund 3000 Lämmer angemeldet.
Bald fanden sich auch Liebhaber dieser Rasse auf dem europäischen Festland, vorab in Holland und Deutschland. In die Schweiz wurden die ersten Tiere in den 1970er oder anfangs der 1980er Jahre importiert durch einzelne Züchter, die Gefallen an diesem etwas anderen Schaf fanden.
Auf den Nordamerikanischen Kontinent gelangten die ersten Jakobschafe um ca. 1900. Dort wurden sie wegen ihres besonderen Aussehens und den 4 Hörnern vor allem in Zoos und Tierparks gehalten oder an Jahrmärkten als Attraktion zur Schau gestellt. Weitere grössere Importe aus GB erfolgten in den 1950er und Ende der 1970er Jahre für dringend benötigte Blutauffrischung. In den USA und Kanada hat sich das Jakobschaf in einer ursprünglicheren Form weiterverbreitet, da es weniger auf Wirtschaftlichkeit selektioniert wurde. Die Jacob Sheep Breeders Association begann 1985 mit dem Erfassen der Jakobschafe in einem eigenen Herdebuch und ein Jahr später waren bereits 400 Tiere beurteilt und registriert worden. Die JSBA zählt heute über 200 Mitglieder in den USA und Kanada und der Bestand an Jakobschafen beträgt einige tausend Tiere.
Der lange Weg der gescheckten Schafe Jakob’s nach Europa und in die Schweiz
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